Montag, 13. August 2012

Schattierungen von beige

Die Welt der Mode ist eine Welt, die interessante Schöpfungen bereithält.
Männer sind immer wieder fasziniert, was Frauen alles in ihrer Handtasche unterbringen können, neben gewöhnlichen Dingen wie Tempotaschentüchern und Deo gibt es häufig noch einen Schirm, Schminke, Getränke und Ersatzstrumpfhosen. Frauen sind halt immer auf alles vorbereitet.
Seit einigen Jahren scheinen mir auch Männer jenseits der 60 vorbereitet zu sein. Das fürchterlichste Accessoire für Männer, die Männerhandtasche scheint einen noch schrecklicheren Nachfolger in Form eines Kleidungsstücks gefunden zu haben. Sie tritt vorzugsweise in der Farbe beige auf, mir war bisher nicht klar, wie viele Schattierungen von beige es gibt. Aber dank der Rentnerweste weiß ich, dass beige nicht gleich beige ist. In der Sommerzeit kommt sie aus dem Kleiderschrank, die Rentnerweste. Vorzugsweise über ein kurzärmliges, kariertes Oberhemd getragen. Was ist eigentlich drin in dieser Weste? So viele Taschen bieten so viele Möglichkeiten oder werden die Möglichkeiten etwa gar nicht ausgeschöpft. Was braucht denn der Rentner von Welt?

Mittwoch, 8. August 2012

Weniger ist manchmal mehr

Was für Menschen gilt, gilt auch für Unternehmen und Geschäfte: Sie brauchen einen Namen. Über Namen von Friseurgeschäften ist schon einiges geschrieben worden. Wie verhält es sich aber eigentlich mit dieser „…und mehr“-Kette. Wie einfallslos sind Geschäftsführende, wenn sie ihren Laden „…und mehr“ nennen? „Pflanzen und mehr“, „Buch und mehr“, „Brief und mehr“ oder auch „Wein und mehr“ die Liste ließe sich unendlich fortfahren. Was soll denn „…und mehr“ heißen. Heißt es, dass ich dort, wo ich Bücher finde auch Unterwäsche verkauft wird, also bei Kaufhof ist das so. Heißt es, dass ich dort, wo ich Pflanzen kaufen kann, auch Milch kaufen kann, also bei Aldi ist das so.  Wo die Kreativität bei der Namensfindung ungeahnte Formen annimmt, wie im Friseurhandwerk, reicht die Kreativität bei manchen Geschäftsinhabern nicht mal zu einem richtigen Namen. Ok, bei einem Namen wie „Wein und mehr“ denke ich schon, dass es dort nicht nur Wein gibt, sondern auch passendes Zubehör, sprich Gläser, Kellnermesser vielleicht das ein oder andere kulinarische Leckerli. Ich verstehe die Not, und mit der Formulierung „…und mehr“ verdeutlicht man dem Kunden, dass eben nicht nur Wein oder Bücher angeboten wird. Aber davon würde ich sowieso ausgehen. Ich wünsche mir entweder mehr Kreativität oder wenigstens mehr Persönlichkeit. Warum nicht einfach der Name des Besitzers, sofern er sich eignet. Obwohl: Das Haarhaus „Schleimer“ gibt es in Münster schon lange!

Montag, 6. August 2012

Wer kann, der kann

Das Essen ist verzehrt, die Gläser sind geleert. Und was nun? Der Gast möchte bezahlen. Die Rechnung kann auf unterschiedlichste Weise bestellt werden. Eine meiner „liebsten“ Formulierungen ist: „Kann ich bezahlen?“
Nun gibt es im Deutschen zweierlei Bedeutungen von „können“. Zum einen beschreibt man damit die Möglichkeit und zum anderen die Fähigkeit. Also: „Ich kann kochen, weil ich es gelernt habe“ (Fähigkeit), oder „Ich kann kochen, weil ich eine schöne neue Küche habe“ (Möglichkeit).
Warum fragen Gäste also, ob sie zahlen „können“? Denn jedes Lokal bietet selbstverständlich die Möglichkeit zu zahlen, sonst wäre es ja irgendwann insolvent, denn es gibt da diesen notwendigen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme einer Dienstleistung und der Vergütung dafür.
Warum also „Kann ich bezahlen?“ Sollte es sich also um die Fähigkeit drehen, dann sollte der Gast auf jeden Fall zahlen können, denn Essen zu gehen, mit dem Vorwand, dafür nicht bezahlen zu können, ist sogar strafbar. (Falls ich merke, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe, dann natürlich nicht, ob es sich um Vorsatz handelt, müssen dann andere klären.) Wenn es sich um die Fähigkeit handeln sollte, warum dann die merkwürdige Fragestellung?
Oder wird etwa die Fähigkeit des Kellners in Frage gestellt? Heute muss der Keller häufig nicht mal mehr rechnen, der Orderman und andere Kassensysteme machen es möglich. Also die Rechenfähigkeit ist nicht eingeschränkt. Gerichte haben zudem entschieden, dass es zumutbar ist 30 Minuten auf die Rechnung zu warten, dann erst darf man einfach so gehen, also falls der Service sehr beschäftigt ist, heißt es warten.

Fortsetzung folgt…

Donnerstag, 2. August 2012

Unwort des Monats

Früher nach einem langen Arbeitstag hat man sich aufs Sofa gesetzt, den Fernseher angemacht und sich entspannt. Später hat man sich nach einem langen Arbeitstag auf sein  Sofa gesetzt und relaxt. Irgendwie war da klar, dass man einfach nichts macht. Deutlicher wurde diese Tatsache mit der Formulierung „abhängen“. Nein, das heißt nicht, dass die Wäsche trocken ist, sondern schlichtweg, dass man nichts (Besonderes) macht. Schon seit längerer Zeit wurde, entspannen, relaxen und abhängen von dem hübschen englischen „chillen“ abgelöst. Wie „relaxen“ hat „chillen“ seinen Ursprung im Englischen und heißt eben so viel. Wie so oft ist „chillen“ der Jugendsprache entsprungen. Trotz der Tatsache, dass mir klar ist, dass „chillen“ entspannen heißt und bedeutet, dass man nicht besonders produktiv ist, klingt es für mich doch irgendwie nach mehr. Denn während „nichts tun“ in aller Deutlichkeit die Unproduktivität illustriert, hat man bei „chillen“ noch den Eindruck von irgendeiner Tätigkeit. Einzig bei dem Neologismus „chillaxen“ verspürt man den Hauch vom süßen Nichtstun.

Freitag, 27. Juli 2012

Alles frisch oder was?

Wenn es Sommer und wenn es heiß wird, dann spielt eine Sache eine wichtige Rolle: Die Frische. Die Frische scheint nicht selbstverständlich, denn anstatt alte Brötchen vom Vortag, gibt es doch tatsächlich täglich frisches Backwerk beim Bäcker, schier unglaublich. Kürzlich habe ich in einem amerikanischen Kaffeehaus mal frischen Kaffee bekommen und nicht die abgestandene Brühe vom Vormittag.  Dass der Frischhändler frischen Fisch verkauft, sollte man auch riechen können (oder vielmehr nicht), denn der Fisch beginnt ja bekanntlich am Kopf an zu stinken. Allerdings frage ich mich dann, warum es „neuer“ Matjes heißt, denn Matjes kann das ganze Jahr produziert werden. Frische ist natürlich wichtig, aber die erwarte ich auch bei bestimmten Dingen, gerade Lebensmitteln. Die meisten Supermärkte wollen ihre Frische deutlich machen, indem sie die Obst und Gemüse-Abteilung in den Eingangsbereich platzieren. Duftendes Obst und glänzendes Gemüse sollen zum Kauf anregen und Frische assoziieren. 

Doch Frische bezieht sich nicht nur auf Lebensmittel, der Mensch sollte auch frisch sein, daher gibt es Deodorants. Und heutzutage gibt es sogar Deos, die scheinbar ewig „frisch halten“, durch diesen Blogbeitrag wurde ich zum ersten Mal darauf aufmerksam: http://zeitvertreiber.blogspot.de/2011/05/fur-hygienemuffel.html.

Doch nicht nur oben herum soll Frische herrschen, sondern auch unten herum, also an den Füßen, daher gibt es Frischesohlen. Diese lustigen Einlagen, die man kauft, weil man am Schuhwerk gespart und auf das gute Leder verzichtet hat. 

In Zeiten der Eurokrise liest man immer wieder von „frischem“ Geld. Banken sollen sich frisches Geld holen, die wirtschaftsschwachen Euroländer brauchen frisches Geld. Anders riechen wird es wohl nicht, denn pecunia non olet. Wie wird es denn dann frische verbreiten? In Zeiten der Rezession hätte, frisches oder gar neues Geld gar nichts gebracht, mehr Scheine heißt ja leider nicht auch automatisch mehr Reichtum, in Italien oder Jugoslawien war man früher recht schnell Millionär, nur was das leider nichts wert, was heißt also „frisches Geld“?

Dank an T.S. für den Frischetipp.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Keine halben Sachen

Es wird immer bedauerlicher, dass Lektoren zwar dringend gebraucht, leider aber nicht bezahlt werden wollen.
Der Prospekt eines Supermarkts verspricht jedenfalls ganze oder doch etwa halbe Melonen (Der Name der Melonensorte wäre im übrigen ebenfalls eine Diskussion wert):



Offenbar reiht sich "ganze halbe" nun in die Formulierungsliste zwischen  „meistens immer“ und „mit ohne“ ein.

Freitag, 4. Mai 2012

Über den Tellerrand

Die Gastronomie hält so manches lustige Equipment bereit. So gibt es zum Beispiel Teller in Form von Fischen. Klar, es ist verständlich, dass es spezielle Teller für, vor allem ganze, Fische geben sollte, schließlich haben die meisten Fische eine ovale, längliche Form. Außerdem wäre es mitunter ein Unding, diese Fische einfach auseinander zu schneiden, damit sie auf den runden Teller passen. (Dazu eine kleine Randbemerkung: Ich frage mich auch schon immer, wann endlich die Bäcker und Metzger ihr Brot und ihre Wurst normen, damit schließlich die Wurst richtig auf das Brot passt, dazu fällt mir auch noch dieser Sketch von Mr. Bean ein: 


Nun gibt es aus mir unverständlichen Gründen Fischteller, die nicht nur oval sind, sondern sogar einen Fisch abbilden. Das wirkt doch ein wenig wie Teller für Kinder mit Motiv. Damit die Kinder brav aufessen, werden am Boden ihre Helden sichtbar. Warum gibt es denn dann keine Teller in Kuhform? Sicher, man isst kein ganzes Rind, aber ein ganzes Hähnchen/Taube isst man, aber Teller in Hühner- oder Taubenform habe ich noch nicht gesehen. Ein Gemüseteller zeichnet sich auch dadurch aus, dass AUF ihm Gemüse liegt, nicht, dass er wie Gemüse aussieht. 
Wenn ich in einem Kaufhaus einen Fischteller suche, muss ich dann in die Haushaltswarenabteilung oder in das Restaurant?

Donnerstag, 3. Mai 2012

Über-Schulden

Es sind mal wieder Wahlen und zwar Landtagswahlen in NRW.  Während die einen mit ihrem Namen kokettieren, die anderen auf den Studiengebührenverzicht stolz sind, interessiert sich eine inzwischen kleine Randgruppenunternehmerpartei hauptsächlich für den Schuldenabbau.
Das lässt mich über das Thema Schulden nachdenken. Nun kenne ich mich (leider) im politischen Geschehen nicht so weit aus, um sagen zu können, ob Schulden eines Bundeslandes nun wirklich so schlimm sind, wie von der Partei der Mittdreißiger-Jungspunde dargestellt, denn Schulden an sich hat ja wahrscheinlich jeder Bundesbürger. Jeder, der ein Handy mit Vertag kauft, bezahlt es jeden Monat ab und hat somit wohl irgendwie „Schulden“, denn vertraglich hat er zugesichert, einen bestimmten Betrag monatlich zu zahlen. Kaum ein Haus- oder Wohnungsbesitzer legt einfach so 200.00 EUR auf den Tisch. Zwar darf sich ein Hausbesitzer „Eigentümer“ nennen, allerdings ist er es tatsächlich womöglich erst nach 20 (!) Jahren. Ein städtisches Schwimmbad wird auch nicht einfach so aus dem Topf der städtischen Mittel bezahlt, sondern auch finanziert (Warum auch nicht?) Worin liegt nun eigentlich der Unterschied? Bei Spielschulden spricht man sogar von "Ehrenschulden", also sind Schulden nun gut oder schlecht oder gar nichts davon?

Samstag, 21. April 2012

Willi, das Brot

Dass Friseurläden immer absurdere Namen tragen (Haarem, Haarlekin, Mata Haari, Haarley) dürfte langsam bekannt sein. Lustig und kreativ ist das zwar oft, aber ob das sein muss, halte ich für fraglich, nunja, jedes Ding braucht seinen Namen.
Apropos Namen: Mein Bäcker um die Ecke hat ein Brot im Angebot, das "Willi" heißt. Zu der Namensfindung habe ich keine Informationen, allerdings finde ich es komisch, an der Theke diese Brot zu bestellen, denn wie heißt es eigentlich:

"Ich hätte gerne einen Willi".      ODER      "Ich hätte gerne ein Willi." (also ein Willi-Brot)



Ein anderer Bäcker verkauft Brötchen, die "Kernige Jungs" heißen. Damit habe ich schon zwei Probleme, denn grammtisch korrekt, müsste es "Kernige Jungen" (Plural von "der Junge" ist nunmal "die Jungen")heißen, ich lasse es hier aber mal als lustiger Name durchgehen. Der Plural ist allerdings das größere Problem für mich, denn ich kaufe auch gerne mal nur ein Brötchen, bzw. ein Brötchen von der einen und ein Anderes von der anderen Sorte. 

Wie bestelle ich also nur EIN Brötchen der oben genannten Sorte:

"Ich hätte gerne ein Kernige Jungs." ODER doch "Ich hätte gerne einen Kernigen Jungen." 

Wobei das eine grammatisch irgendwie falsch klingt, hört sich das Andere irgendwie nach einer Wunschvorstellung an.

Dienstag, 6. März 2012

Nicht, dass der schmale Klaus noch platzt

Manche Irrtümer bekommt man aus den Köpfen der Menschen wahrscheinlich nie raus. Gelegentlich sind es nur Banalitäten und manchmal machen sie einen entscheidenden Unterschied. Ein bekanntes Beispiel ist der Unterschied zwischen Platzangst und Klaustrophobie. Bisweilen platze ich fast, wenn ich wieder höre, dass jemand in einem Aufzug Platzangst bekommt. Wer unter Platzangst leidet, hat natürlich keine Angst davor zu platzen (obwohl es das bestimmt auch gibt), sondern Psychologen nennen die Angst vor großen Plätzen „Platzangst“ oder Agoraphobie, darin enthalten das griechische Wort agora für „Platz“ und phobie für „Angst“. Interessanterweise ist es aber so, dass in der Umgangssprache die meisten Leute von „Platzangst“ sprechen, wenn sie sich in Räumen, Aufzügen oder in einer dichten Menschenmasse befinden. Dies wird jedoch von Psychologen als Raumangst bezeichnet, also die Angst in engen Räumen oder lateinisch/griechisch Klaustrophobie.

Wie kommt es, dass die Klaustrophobie so ein sprachliches Schattendasein führt? Liegt es an Klaus? Liegt es an dem Fremdwort an sich? Liegt es daran, dass der moderne Mensch egoistisch und egozentrisch denkt und somit Platz auf seinen eigenen persönlichen Bewegungsraum bezieht? Erstaunlicherweise kennt kaum jemand den Begriff „Raumangst“, obwohl fast jeder das Gefühl kennt in einer Menschenmasse unterzugehen. Liegt es daran, dass man den Begriff „Raum“ eher mit Weite verbindet? Oder warum gibt es Raumteiler, wenn nicht aus dem Grund, dass man unter Raum etwas Größeres versteht. Man spricht ja auch von „weiträumig“, „Freiraum“ oder „Weltraum“. Fragen, die leider ungeklärt bleiben müssen. Dennoch: Fassen wir nochmal zusammen:

Platzangst (Agoraphobie) = Angst vor öffentlichen Plätzen
Raumangst (Klaustrophobie) = Angst vor engen Räumen

Montag, 5. März 2012

Pünktlichkeit ist eine Zier oder Warten auf Godot

Dieser Tage darf ich mal wieder warten. Warten auf Menschen, die mich warten lassen, weil ihre Zeit offenbar wichtiger ist als meine.
War früher Pünktlichkeit ein Zeichen von Höflichkeit, so scheint es heutzutage nicht mehr so zu sein, denn es gibt eigentlich kaum noch jemanden, der wirklich pünktlich ist. In Zeiten von Unverbindlichkeiten kann man fast gar nicht zu spät kommen, denn die modernen Kommunikationsmöglichkeiten geben den Menschen die Gelegenheit, Termine kurzfristig zu verschieben oder gar ganz abzusagen. Daher umso trauriger, wenn Menschen diese Chance nicht nutzen.
Jeder, der noch extrem überpünktlich ist, hat das Nachsehen, denn er muss die Zeit warten, die er zu früh ist (klar: eigene Schuld) und die Zeit, die der andere zu spät kommt (Fremdverschulden), das können dann mal gut und gerne 20 Minuten sein, die der überpünktliche Mensch verschwendet hat.
Woran liegt es eigentlich, dass Menschen zu spät kommen? Gewöhnlich macht man einen Termin zu einer Uhrzeit aus, die sich jeder gut merken kann, die volle oder halbe Stunde dienen als einfache Zeitpunkte. Interessanterweise trifft sich niemand um 17.47Uhr oder um 19.23Uhr, wobei diese Zeitangabe so genau ist, wie 18.00Uhr oder 19.30h. Die Abfahrtzeiten von Zügen sind ebenfalls minutengenau angegeben. Es bleibt dahingestellt, ob der Zug nun pünktlich ist oder nicht allein die Tatsache der Zeitangabe ist hier bemerkenswert und in diesem Fall erwartet der Fahrgast, dass der Zug genau um diese Zeit abfährt. Warum kann man nicht erwarten, dass sich Freunde, Bekannte oder auch Fremde pünktlich einfinden? Klar, gibt es immer Gründe, warum man zu spät kommt, aber wenn jemand dauernd zu spät kommt, scheint doch mit seinem Zeitmanagement etwas nicht zu stimmen. Ist es nicht auch manchmal respektlos jemanden warten zu lassen, da offenbar die eigene Zeit als wichtiger eingestuft wird als die Zeit des Anderen? Vielleicht bin ich jetzt ein wenig streng oder ich verstehe einfach nicht, dass 19.30Uhr nicht 19.30Uhr heißt, sondern ein Zeitfenster von 15 Minuten enthält, wie das akademische Viertel an der Universität. Wobei diese Zeitangabe sinnvoll ist.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Keine Krankheit ohne Feier

Schon lange wundere ich mich über die Formulierung „krank feiern“. Was wird da eigentlich genau gefeiert? Dass man den Chef ausgetrickst hat, weil man eigentlich doch nicht richtig krank ist? Dass man nun endlich richtig feiern kann, da man frei hat? Und was feiert man dann eigentlich? Oder liegt es am Feierabend, den man dann auf den ganzen Tag ausdehnen kann? Apropos „Feierabend“, da findet sich die Feier ja schon wieder. Offensichtlich wird gefeiert, wenn nicht gearbeitet wird, denn Überstunden werden auch abgefeiert.



Der Duden verbindet ebenfalls mit „feiern“ durchweg hedonistisch konnotierte Synonyme.

Die Jugendsprache kennt seit geraumer Zeit ebenfalls den Ausdruck „feiern“. Gemeint ist damit allerdings nicht, dass man einen Geburtstag, einen Abschluss oder ein anderes wichtiges Ereignis zelebriert, sondern lediglich, dass man sich dem Hedonismus hingibt, sprich „feiern gehen“ heißt im Grunde nur „ausgehen“ und „Party machen“, wie auch immer das genau aussieht.

Freitag, 24. Februar 2012

Un Italiano in Germania non può scrivere l'italiano

Dass Speisekarten einen wunderbaren Fundus an Rechtschreibfehlern liefern, dürfte hinlänglich bekannt sein. Was ich allerdings heute erleben durfte, grenzt schon fast an Körperverletzung:

Rote Markierungen von mir :-)

Wie ich inzwischen weiß, gibt es in Italien eine Unmenge an Dialekten. Aber u.a. laut Wikipedia Italien gibt es das Wort "Capuccino" nicht. Ich finde es auch äußerst penetrant, wie DAS italienische Kaffeegetränk falsch geschrieben wird. 

Des Weiteren ist das Wort "coco" auch nicht italienischen Ursprungs, allerdings gibt es dort das Wort "cocco" für Kokosnuss. Wenn man sich jedoch den "Capuccino Noisette" anschaut, fällt auf, dass "noisette" eindeutig französischen Ursprungs ist und ein bisschen Recherche zeigt: "coco" auch. Somit kann man die Bezeichnungen für die Geschmacksrichtungen wenigstens noch retten, indem man sich auf die französische Begrifflichkeit stützt.

Dass der "Latte Macchiatto mit Geschmack" ist, ist traurig für den (orthografisch richtig geschriebenen) "Latte Macchiato".

Interessant auch, dass der echte klassische Cappuccino mit dem Zusatz "italiano" verkauft wird, wobei doch eigentlich der Cappuccino mit Sahne (im übrigen gehört Sahne sowieso auf den Kuchen und nicht in den Kaffee) ein Adjektiv wie "tedesco" haben müsste.
Das Foto oben zeigt übrigens nur eine geringe Auswahl an Kaffeeerzeugnissen, ansonsten gab es noch jede Menge Eissorten, die ich mir nicht mehr angesehen habe.

Noch eine nicht ganz unwichtige Anmerkung: 
Dem Namen nach scheint der Inhaber des Eiscafés ein Italiener zu sein.

PS: Falls der Titel des Posts falsch geschrieben ist: ich lerne noch. Korrekturen bitte posten, Danke.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Wo ist heute „aus der Welt“?


Wenn man früher in den Urlaub gefahren (oder vielleicht sogar schon geflogen) ist, dann war man einfach weg. Unerreichbar. Quasi „aus der Welt“. Bei der Ankunft hat man von einem örtlichen Münzsprecher oder vielleicht aus der Hotellobby die Lieben daheim angerufen, um mitzuteilen, dass man gut angekommen ist. Möglicherweise hat man zwischendurch nochmal angerufen, um den Daheimgebliebenen zu erzählen, dass 30°C verdammt heiß sein können und dass das unendlich blaue Meer leider auch keine Abkühlung bringt.  Der Neid, der Menschen zu Hause, war einem sicher.
Internet und soziale Netzwerke steigern diesen Neid nun. Denn man erfährt nicht mehr durch einen Anruf, dass ein guter Freund oder ein Verwandter sich gerade auf den Kanaren die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, sondern man sieht das Foto desselben. Sofort und direkt. Dass man den Beziehungsstatus heute auch nur noch per sozialer Netzwerke erfährt, gehört ja schon fast zum guten Ton, da sind Urlaubsfotos ja schon fast langweilig. Heutzutage ist man im Urlaub nicht mehr „aus der Welt“, sondern irgendwie vielmehr mittendrin. Als Daheimgebliebener sieht man zwar die Bilder aus einer anderen Welt, dennoch hat man das Gefühl, dass der andere weiter nebenan ist. Ob das nun gut oder schlecht ist, will ich hier nicht beantworten.

Dienstag, 14. Februar 2012

Hallo! Fräulein! Entschuldigung!


Immer wieder fällt mir auf, dass es der deutschen Sprache an einer Benennung für eine Person mangelt, deren Namen man nicht kennt. War es in früheren Zeiten durchaus üblich, einen Mann mit „mein Herr“ („Kann ich etwas für sie tun, mein Herr?“)  und eine Frau mit „meine Dame“ anzusprechen, so wirkt diese Anrede heute obsolet.
In Zeiten, in denen die Jugend sich gegenseitig mit „Alter“ (oder „Alder“) anspricht, scheint, das Alter als Bezeichnung zwar nicht besonders stigmatisierend, angebracht ist es deshalb dennoch nicht. Es ist nicht angemessen, den wirklich älteren Mann mit dieser Anrede anzusprechen. Vielmehr ist eine unbeholfene Formulierung wie „junger Mann“ („Junger Mann! Was kann ich für sie tun?“) durchaus üblich, obwohl der Mann schon lange nicht mehr jung ist. So mancher „junge Mann“ mag sich da auch veräppelt vorkommen, da er doch weiß, dass er (leider) nicht mehr jung ist. Bei Frauen jedweden Alters ist die Angelegenheit ähnlich gelagert.
Besonderes in der Gastronomie sieht sich der Gast oft einem Problem ausgeliefert, wie den Kellner oder die Kellnerin ansprechen? Insbesondere in Bistros, in denen keine ausgebildeten Kellner, sondern Schüler, Studenten und andere ungelernte Kräfte ihren Dienst tun, ist eine Anrede mit „Herr Ober“ oder “Frau Kellnerin“ eher unangebracht. Aber wie nun die Servicekraft ansprechen? „Hallo“? „Entschuldigung“? oder „Fräulein“? (Letztgenanntes kann man heutzutage mit einem klaren „Nein“ beantworten.) Oft machen Gäste auch mit Winken auf sich aufmerksam.
Dieses Problem findet sich jedoch in vielen andern Sprachen nicht. Im Italienischen spricht man eine Frau, deren Namen man nicht kennt einfach mit „Signora“ (mask. „Signore“)  an, in England sagt man: „Madam“ oder „Ma’am“ (mask. „sir“), Die Franzosen sagen: „Madame“ (mask. „Monsieur“).

Gerne erinnere ich mich an eine Szene an der Käsetheke eines Südtiroler Supermarkts. Die Muttersprache der Bedienung war eindeutig italienisch, denn sie fragte: „Noch was, Frau?“