Mittwoch, 29. Februar 2012

Keine Krankheit ohne Feier

Schon lange wundere ich mich über die Formulierung „krank feiern“. Was wird da eigentlich genau gefeiert? Dass man den Chef ausgetrickst hat, weil man eigentlich doch nicht richtig krank ist? Dass man nun endlich richtig feiern kann, da man frei hat? Und was feiert man dann eigentlich? Oder liegt es am Feierabend, den man dann auf den ganzen Tag ausdehnen kann? Apropos „Feierabend“, da findet sich die Feier ja schon wieder. Offensichtlich wird gefeiert, wenn nicht gearbeitet wird, denn Überstunden werden auch abgefeiert.



Der Duden verbindet ebenfalls mit „feiern“ durchweg hedonistisch konnotierte Synonyme.

Die Jugendsprache kennt seit geraumer Zeit ebenfalls den Ausdruck „feiern“. Gemeint ist damit allerdings nicht, dass man einen Geburtstag, einen Abschluss oder ein anderes wichtiges Ereignis zelebriert, sondern lediglich, dass man sich dem Hedonismus hingibt, sprich „feiern gehen“ heißt im Grunde nur „ausgehen“ und „Party machen“, wie auch immer das genau aussieht.

Freitag, 24. Februar 2012

Un Italiano in Germania non può scrivere l'italiano

Dass Speisekarten einen wunderbaren Fundus an Rechtschreibfehlern liefern, dürfte hinlänglich bekannt sein. Was ich allerdings heute erleben durfte, grenzt schon fast an Körperverletzung:

Rote Markierungen von mir :-)

Wie ich inzwischen weiß, gibt es in Italien eine Unmenge an Dialekten. Aber u.a. laut Wikipedia Italien gibt es das Wort "Capuccino" nicht. Ich finde es auch äußerst penetrant, wie DAS italienische Kaffeegetränk falsch geschrieben wird. 

Des Weiteren ist das Wort "coco" auch nicht italienischen Ursprungs, allerdings gibt es dort das Wort "cocco" für Kokosnuss. Wenn man sich jedoch den "Capuccino Noisette" anschaut, fällt auf, dass "noisette" eindeutig französischen Ursprungs ist und ein bisschen Recherche zeigt: "coco" auch. Somit kann man die Bezeichnungen für die Geschmacksrichtungen wenigstens noch retten, indem man sich auf die französische Begrifflichkeit stützt.

Dass der "Latte Macchiatto mit Geschmack" ist, ist traurig für den (orthografisch richtig geschriebenen) "Latte Macchiato".

Interessant auch, dass der echte klassische Cappuccino mit dem Zusatz "italiano" verkauft wird, wobei doch eigentlich der Cappuccino mit Sahne (im übrigen gehört Sahne sowieso auf den Kuchen und nicht in den Kaffee) ein Adjektiv wie "tedesco" haben müsste.
Das Foto oben zeigt übrigens nur eine geringe Auswahl an Kaffeeerzeugnissen, ansonsten gab es noch jede Menge Eissorten, die ich mir nicht mehr angesehen habe.

Noch eine nicht ganz unwichtige Anmerkung: 
Dem Namen nach scheint der Inhaber des Eiscafés ein Italiener zu sein.

PS: Falls der Titel des Posts falsch geschrieben ist: ich lerne noch. Korrekturen bitte posten, Danke.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Wo ist heute „aus der Welt“?


Wenn man früher in den Urlaub gefahren (oder vielleicht sogar schon geflogen) ist, dann war man einfach weg. Unerreichbar. Quasi „aus der Welt“. Bei der Ankunft hat man von einem örtlichen Münzsprecher oder vielleicht aus der Hotellobby die Lieben daheim angerufen, um mitzuteilen, dass man gut angekommen ist. Möglicherweise hat man zwischendurch nochmal angerufen, um den Daheimgebliebenen zu erzählen, dass 30°C verdammt heiß sein können und dass das unendlich blaue Meer leider auch keine Abkühlung bringt.  Der Neid, der Menschen zu Hause, war einem sicher.
Internet und soziale Netzwerke steigern diesen Neid nun. Denn man erfährt nicht mehr durch einen Anruf, dass ein guter Freund oder ein Verwandter sich gerade auf den Kanaren die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, sondern man sieht das Foto desselben. Sofort und direkt. Dass man den Beziehungsstatus heute auch nur noch per sozialer Netzwerke erfährt, gehört ja schon fast zum guten Ton, da sind Urlaubsfotos ja schon fast langweilig. Heutzutage ist man im Urlaub nicht mehr „aus der Welt“, sondern irgendwie vielmehr mittendrin. Als Daheimgebliebener sieht man zwar die Bilder aus einer anderen Welt, dennoch hat man das Gefühl, dass der andere weiter nebenan ist. Ob das nun gut oder schlecht ist, will ich hier nicht beantworten.

Dienstag, 14. Februar 2012

Hallo! Fräulein! Entschuldigung!


Immer wieder fällt mir auf, dass es der deutschen Sprache an einer Benennung für eine Person mangelt, deren Namen man nicht kennt. War es in früheren Zeiten durchaus üblich, einen Mann mit „mein Herr“ („Kann ich etwas für sie tun, mein Herr?“)  und eine Frau mit „meine Dame“ anzusprechen, so wirkt diese Anrede heute obsolet.
In Zeiten, in denen die Jugend sich gegenseitig mit „Alter“ (oder „Alder“) anspricht, scheint, das Alter als Bezeichnung zwar nicht besonders stigmatisierend, angebracht ist es deshalb dennoch nicht. Es ist nicht angemessen, den wirklich älteren Mann mit dieser Anrede anzusprechen. Vielmehr ist eine unbeholfene Formulierung wie „junger Mann“ („Junger Mann! Was kann ich für sie tun?“) durchaus üblich, obwohl der Mann schon lange nicht mehr jung ist. So mancher „junge Mann“ mag sich da auch veräppelt vorkommen, da er doch weiß, dass er (leider) nicht mehr jung ist. Bei Frauen jedweden Alters ist die Angelegenheit ähnlich gelagert.
Besonderes in der Gastronomie sieht sich der Gast oft einem Problem ausgeliefert, wie den Kellner oder die Kellnerin ansprechen? Insbesondere in Bistros, in denen keine ausgebildeten Kellner, sondern Schüler, Studenten und andere ungelernte Kräfte ihren Dienst tun, ist eine Anrede mit „Herr Ober“ oder “Frau Kellnerin“ eher unangebracht. Aber wie nun die Servicekraft ansprechen? „Hallo“? „Entschuldigung“? oder „Fräulein“? (Letztgenanntes kann man heutzutage mit einem klaren „Nein“ beantworten.) Oft machen Gäste auch mit Winken auf sich aufmerksam.
Dieses Problem findet sich jedoch in vielen andern Sprachen nicht. Im Italienischen spricht man eine Frau, deren Namen man nicht kennt einfach mit „Signora“ (mask. „Signore“)  an, in England sagt man: „Madam“ oder „Ma’am“ (mask. „sir“), Die Franzosen sagen: „Madame“ (mask. „Monsieur“).

Gerne erinnere ich mich an eine Szene an der Käsetheke eines Südtiroler Supermarkts. Die Muttersprache der Bedienung war eindeutig italienisch, denn sie fragte: „Noch was, Frau?“