Montag, 13. August 2012

Schattierungen von beige

Die Welt der Mode ist eine Welt, die interessante Schöpfungen bereithält.
Männer sind immer wieder fasziniert, was Frauen alles in ihrer Handtasche unterbringen können, neben gewöhnlichen Dingen wie Tempotaschentüchern und Deo gibt es häufig noch einen Schirm, Schminke, Getränke und Ersatzstrumpfhosen. Frauen sind halt immer auf alles vorbereitet.
Seit einigen Jahren scheinen mir auch Männer jenseits der 60 vorbereitet zu sein. Das fürchterlichste Accessoire für Männer, die Männerhandtasche scheint einen noch schrecklicheren Nachfolger in Form eines Kleidungsstücks gefunden zu haben. Sie tritt vorzugsweise in der Farbe beige auf, mir war bisher nicht klar, wie viele Schattierungen von beige es gibt. Aber dank der Rentnerweste weiß ich, dass beige nicht gleich beige ist. In der Sommerzeit kommt sie aus dem Kleiderschrank, die Rentnerweste. Vorzugsweise über ein kurzärmliges, kariertes Oberhemd getragen. Was ist eigentlich drin in dieser Weste? So viele Taschen bieten so viele Möglichkeiten oder werden die Möglichkeiten etwa gar nicht ausgeschöpft. Was braucht denn der Rentner von Welt?

Mittwoch, 8. August 2012

Weniger ist manchmal mehr

Was für Menschen gilt, gilt auch für Unternehmen und Geschäfte: Sie brauchen einen Namen. Über Namen von Friseurgeschäften ist schon einiges geschrieben worden. Wie verhält es sich aber eigentlich mit dieser „…und mehr“-Kette. Wie einfallslos sind Geschäftsführende, wenn sie ihren Laden „…und mehr“ nennen? „Pflanzen und mehr“, „Buch und mehr“, „Brief und mehr“ oder auch „Wein und mehr“ die Liste ließe sich unendlich fortfahren. Was soll denn „…und mehr“ heißen. Heißt es, dass ich dort, wo ich Bücher finde auch Unterwäsche verkauft wird, also bei Kaufhof ist das so. Heißt es, dass ich dort, wo ich Pflanzen kaufen kann, auch Milch kaufen kann, also bei Aldi ist das so.  Wo die Kreativität bei der Namensfindung ungeahnte Formen annimmt, wie im Friseurhandwerk, reicht die Kreativität bei manchen Geschäftsinhabern nicht mal zu einem richtigen Namen. Ok, bei einem Namen wie „Wein und mehr“ denke ich schon, dass es dort nicht nur Wein gibt, sondern auch passendes Zubehör, sprich Gläser, Kellnermesser vielleicht das ein oder andere kulinarische Leckerli. Ich verstehe die Not, und mit der Formulierung „…und mehr“ verdeutlicht man dem Kunden, dass eben nicht nur Wein oder Bücher angeboten wird. Aber davon würde ich sowieso ausgehen. Ich wünsche mir entweder mehr Kreativität oder wenigstens mehr Persönlichkeit. Warum nicht einfach der Name des Besitzers, sofern er sich eignet. Obwohl: Das Haarhaus „Schleimer“ gibt es in Münster schon lange!

Montag, 6. August 2012

Wer kann, der kann

Das Essen ist verzehrt, die Gläser sind geleert. Und was nun? Der Gast möchte bezahlen. Die Rechnung kann auf unterschiedlichste Weise bestellt werden. Eine meiner „liebsten“ Formulierungen ist: „Kann ich bezahlen?“
Nun gibt es im Deutschen zweierlei Bedeutungen von „können“. Zum einen beschreibt man damit die Möglichkeit und zum anderen die Fähigkeit. Also: „Ich kann kochen, weil ich es gelernt habe“ (Fähigkeit), oder „Ich kann kochen, weil ich eine schöne neue Küche habe“ (Möglichkeit).
Warum fragen Gäste also, ob sie zahlen „können“? Denn jedes Lokal bietet selbstverständlich die Möglichkeit zu zahlen, sonst wäre es ja irgendwann insolvent, denn es gibt da diesen notwendigen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme einer Dienstleistung und der Vergütung dafür.
Warum also „Kann ich bezahlen?“ Sollte es sich also um die Fähigkeit drehen, dann sollte der Gast auf jeden Fall zahlen können, denn Essen zu gehen, mit dem Vorwand, dafür nicht bezahlen zu können, ist sogar strafbar. (Falls ich merke, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe, dann natürlich nicht, ob es sich um Vorsatz handelt, müssen dann andere klären.) Wenn es sich um die Fähigkeit handeln sollte, warum dann die merkwürdige Fragestellung?
Oder wird etwa die Fähigkeit des Kellners in Frage gestellt? Heute muss der Keller häufig nicht mal mehr rechnen, der Orderman und andere Kassensysteme machen es möglich. Also die Rechenfähigkeit ist nicht eingeschränkt. Gerichte haben zudem entschieden, dass es zumutbar ist 30 Minuten auf die Rechnung zu warten, dann erst darf man einfach so gehen, also falls der Service sehr beschäftigt ist, heißt es warten.

Fortsetzung folgt…

Donnerstag, 2. August 2012

Unwort des Monats

Früher nach einem langen Arbeitstag hat man sich aufs Sofa gesetzt, den Fernseher angemacht und sich entspannt. Später hat man sich nach einem langen Arbeitstag auf sein  Sofa gesetzt und relaxt. Irgendwie war da klar, dass man einfach nichts macht. Deutlicher wurde diese Tatsache mit der Formulierung „abhängen“. Nein, das heißt nicht, dass die Wäsche trocken ist, sondern schlichtweg, dass man nichts (Besonderes) macht. Schon seit längerer Zeit wurde, entspannen, relaxen und abhängen von dem hübschen englischen „chillen“ abgelöst. Wie „relaxen“ hat „chillen“ seinen Ursprung im Englischen und heißt eben so viel. Wie so oft ist „chillen“ der Jugendsprache entsprungen. Trotz der Tatsache, dass mir klar ist, dass „chillen“ entspannen heißt und bedeutet, dass man nicht besonders produktiv ist, klingt es für mich doch irgendwie nach mehr. Denn während „nichts tun“ in aller Deutlichkeit die Unproduktivität illustriert, hat man bei „chillen“ noch den Eindruck von irgendeiner Tätigkeit. Einzig bei dem Neologismus „chillaxen“ verspürt man den Hauch vom süßen Nichtstun.