Dienstag, 6. März 2012

Nicht, dass der schmale Klaus noch platzt

Manche Irrtümer bekommt man aus den Köpfen der Menschen wahrscheinlich nie raus. Gelegentlich sind es nur Banalitäten und manchmal machen sie einen entscheidenden Unterschied. Ein bekanntes Beispiel ist der Unterschied zwischen Platzangst und Klaustrophobie. Bisweilen platze ich fast, wenn ich wieder höre, dass jemand in einem Aufzug Platzangst bekommt. Wer unter Platzangst leidet, hat natürlich keine Angst davor zu platzen (obwohl es das bestimmt auch gibt), sondern Psychologen nennen die Angst vor großen Plätzen „Platzangst“ oder Agoraphobie, darin enthalten das griechische Wort agora für „Platz“ und phobie für „Angst“. Interessanterweise ist es aber so, dass in der Umgangssprache die meisten Leute von „Platzangst“ sprechen, wenn sie sich in Räumen, Aufzügen oder in einer dichten Menschenmasse befinden. Dies wird jedoch von Psychologen als Raumangst bezeichnet, also die Angst in engen Räumen oder lateinisch/griechisch Klaustrophobie.

Wie kommt es, dass die Klaustrophobie so ein sprachliches Schattendasein führt? Liegt es an Klaus? Liegt es an dem Fremdwort an sich? Liegt es daran, dass der moderne Mensch egoistisch und egozentrisch denkt und somit Platz auf seinen eigenen persönlichen Bewegungsraum bezieht? Erstaunlicherweise kennt kaum jemand den Begriff „Raumangst“, obwohl fast jeder das Gefühl kennt in einer Menschenmasse unterzugehen. Liegt es daran, dass man den Begriff „Raum“ eher mit Weite verbindet? Oder warum gibt es Raumteiler, wenn nicht aus dem Grund, dass man unter Raum etwas Größeres versteht. Man spricht ja auch von „weiträumig“, „Freiraum“ oder „Weltraum“. Fragen, die leider ungeklärt bleiben müssen. Dennoch: Fassen wir nochmal zusammen:

Platzangst (Agoraphobie) = Angst vor öffentlichen Plätzen
Raumangst (Klaustrophobie) = Angst vor engen Räumen

Montag, 5. März 2012

Pünktlichkeit ist eine Zier oder Warten auf Godot

Dieser Tage darf ich mal wieder warten. Warten auf Menschen, die mich warten lassen, weil ihre Zeit offenbar wichtiger ist als meine.
War früher Pünktlichkeit ein Zeichen von Höflichkeit, so scheint es heutzutage nicht mehr so zu sein, denn es gibt eigentlich kaum noch jemanden, der wirklich pünktlich ist. In Zeiten von Unverbindlichkeiten kann man fast gar nicht zu spät kommen, denn die modernen Kommunikationsmöglichkeiten geben den Menschen die Gelegenheit, Termine kurzfristig zu verschieben oder gar ganz abzusagen. Daher umso trauriger, wenn Menschen diese Chance nicht nutzen.
Jeder, der noch extrem überpünktlich ist, hat das Nachsehen, denn er muss die Zeit warten, die er zu früh ist (klar: eigene Schuld) und die Zeit, die der andere zu spät kommt (Fremdverschulden), das können dann mal gut und gerne 20 Minuten sein, die der überpünktliche Mensch verschwendet hat.
Woran liegt es eigentlich, dass Menschen zu spät kommen? Gewöhnlich macht man einen Termin zu einer Uhrzeit aus, die sich jeder gut merken kann, die volle oder halbe Stunde dienen als einfache Zeitpunkte. Interessanterweise trifft sich niemand um 17.47Uhr oder um 19.23Uhr, wobei diese Zeitangabe so genau ist, wie 18.00Uhr oder 19.30h. Die Abfahrtzeiten von Zügen sind ebenfalls minutengenau angegeben. Es bleibt dahingestellt, ob der Zug nun pünktlich ist oder nicht allein die Tatsache der Zeitangabe ist hier bemerkenswert und in diesem Fall erwartet der Fahrgast, dass der Zug genau um diese Zeit abfährt. Warum kann man nicht erwarten, dass sich Freunde, Bekannte oder auch Fremde pünktlich einfinden? Klar, gibt es immer Gründe, warum man zu spät kommt, aber wenn jemand dauernd zu spät kommt, scheint doch mit seinem Zeitmanagement etwas nicht zu stimmen. Ist es nicht auch manchmal respektlos jemanden warten zu lassen, da offenbar die eigene Zeit als wichtiger eingestuft wird als die Zeit des Anderen? Vielleicht bin ich jetzt ein wenig streng oder ich verstehe einfach nicht, dass 19.30Uhr nicht 19.30Uhr heißt, sondern ein Zeitfenster von 15 Minuten enthält, wie das akademische Viertel an der Universität. Wobei diese Zeitangabe sinnvoll ist.