Jährlich am 2. Samstag im September findet der „Tag der Deutschen Sprache“ statt. Vom „Verein Deutsche Sprache“ ins Leben gerufen, soll er ein Sprachbewusstsein schaffen und den kritischen Gebrauch von Fremdwörtern fördern.
An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht über den unnötigen Gebrauch von einigen Fremdwörtern eingehen, dies macht, ein Wirtschaftswissenschaftler (Gründer vom VDS) und ein Historiker und Romanist (Bastian Sick) zur Genüge. Ich möchte ein wenig auf die Geschichte der Sprachpflege eingehen:
Im Laufe des 17. Jhs. entstehen so genannte Sprachgesellschaften, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die deutsche Sprache zu pflegen. Die bekannteste ist wohl die „Fruchtbringende Gesellschaft“ (auch „Palmenorden“ genannt). Mitglieder, wie Andreas Gryphius, machten sich zur Aufgabe das Deutsche als Sprache der Literatur hoffähig zu machen. Der Verzicht von ausländischen Wörtern war ebenso Thema, wie der Versuch deutsche Wörter für Fremdwörter zu finden (Einzahl für Singular, Fall für Kasus, Geschlecht für Genus).
Philipp von Zesen (gest. 1689) war noch erfolgreicher in der Neuprägung von Wörtern: Anschrift (für Adresse), Bücherei (für Bibliothek), Grundstein (für Fundament), Nachruf (für Nekrolog), Mundart (für Dialekt), Glaubensbekenntnis (für Credo). Allerdings meinte er es wohl auch ein wenig zu Gut, als er versuchte, Tageleuchter für Fenster, Jungfernzwinger für Kloster und Gesichtserker für Nase zu etablieren.
Durch die Philosophie erfährt die deutsche Sprache eine weitere Entwicklung, Begriffe wie Beweggrund, Bewusstsein, Aufmerksamkeit, Verständnis und Umfang gehen in die Alltagssprache ein.
Die Fremdwortfrage rückt erst wieder Anfang des 19. Jhs. mit J.H. Campe ins Zentrum, dessen Verdeutschungswörterbuch (1801 und 1807), Begriffe wie Stelldichein (für Rendezvous), Freistaat (für Republik), Zerrbild (für Karikatur), auswerten (für evaluieren), befähigen (für qualifizieren), Erdgeschoss (für Parterre) Ergebnis (für Resultat), Lehrgang (für Kursus), Voraussage (für Prophezeiung) prägt. Allerdings geht er auch ein wenig zu weit mit Begriffen wie Zwangsgläubiger (für Katholik), Freigläubiger (für Protestant) und Menschenschlachter (für Soldat). Selbst der Turnvater Jahn gehörte zu den Anhängern der Sprachpflege, ihm verdanken wir die Begriffe volkstümlich (für populär), Eilbrief (für Estafette, Kurier) und Schriftbild (für Faksimile).
Wird dies jemals dem „Verein Deutsche Sprache“ auch gelingen?
Ich denke, es ist falsch, Fremdwörter grundsätzlich abzulehnen, denn z. B. ein Job ist weder eine Arbeit noch ein Beruf noch eine Gelegenheitsarbeit. Sie sind oft eine gute Ergänzung und warum ein neues Wort „erfinden“, wenn es doch schon eins gibt? Natürlich sollte ein deutsches Unternehmen die deutsche Sprache vertreten, aber glücklicherweise werden manche Chefs äh…Bosse…äh…Vorgesetzte von Fernsprechunternehmen mit Preisen ausgezeichnet.
Sprache ist immer einem Wandel unterzogen, das zeigt die Sprachgeschichte in aller Deutlichkeit. Sprache ist keine Mathematik, sie ist nicht berechenbar und das ist auch gut so!
Übrigens: Im englischsprachigen Raum gibt es für den Begriff „Fremdwort“ gar kein Wort. Die so genannten hard words oder borrowed words werden auch integriert und nicht einfach eleminiert.
(für weitere Informationen: König, Werner: dtv-Atlas Deutsche Sprache)